Ballet National de Marseille X (LA)HORDE

© Benjamin Malapris

Gegründet im Jahr 2013, vereint (LA)HORDE die drei Künstler*innen Marine Brutti, Jonathan Debrouwer und Arthur Harel. Der Tanz steht im Mittelpunkt ihrer Arbeit, um den herum das Kollektiv choreografische Stücke, Filme, Performances und Installationen entwickelt. Mit Gruppen, die sich am Rande der Mainstream-Kultur bewegen – wie etwa ältere Personen in Void Island, blinde Menschen in Night Owl, Jumpstyle-Tänzer*innen in To Da Bone oder georgische Tänzer*innen des Ballet Iveroni in Marry Me In Bassiani – hinterfragt (LA)HORDE die politische Bedeutung des Tanzes und zeichnet eine Kartografie der choreografischen Formen des populären Aufstands, seien sie massiv oder isoliert, von Raves über traditionelle Tänze bis hin zu Jumpstyle. Ihre Erforschung neuer Dynamiken der Verbreitung und Darstellung von Tanz und Körper im Internet führte zur Entwicklung des Konzepts des „Post-Internet-Dance“. Durch die Diversifizierung der Medien erkundet (LA)HORDE die fast unendliche Zufälligkeit dieses neuen Territoriums und bietet vielfältige Perspektiven auf die Revolten der Gemeinschaften, mit denen das Kollektiv auf anti-hierarchische Weise arbeitet.

2019 übernahm (LA)HORDE die Leitung des Ballet National de Marseille (BNM), das 1972 von Roland Petit gegründet wurde und 1984 den Status eines nationalen choreografischen Zentrums (CCN) erhielt. Gemeinsam mit dem Künstler Rone entstand Room With A View als ihre erste choreografische Arbeit mit dem BNM, das heute aus 23 Tänzer*innen aus 16 Nationen besteht. Im darauffolgenden Jahr luden sie zusammen mit dem BNM vier Choreograf*innen für ihr Programm ein: Lucinda Childs, Tânia Carvalho, Lasseindra Ninja und Oona Doherty. 2022 präsentierten sie mit dem BNM Roommates, ein Programm aus sechs kurzen Stücken mit zeitgenössischen Werken von Lucinda Childs, Claude Brumachon und Benjamin Lamarche, Peeping Tom, Cecilia Bengolea und François Chaignaud sowie (LA)HORDE selbst. Ergänzt wurde das Programm durch eine große Tanz-Ausstellung, We Should Have Never Walked on the Moon, die Musical-Comedy, Live-Action-Kino und avantgardistische Choreografie miteinander verband.

(LA)HORDE führt außerdem Regie bei Filmen und Performances: Novaciéries (2015), Cloud Chasers (2016), The Master’s Tools (2017), Cultes (2019), Room With A View (2020), Ghosts (2021). Sie arbeiteten mit Künstler*innen wie Christine and the Queens, Rone, Spike Jonze, Sam Smith und Kim Petras zusammen und choreografierten unter anderem das mit einem Grammy Award 2023 ausgezeichnete Musikvideo Unholy sowie für Madonna (Madonna: The Celebration Tour).

2023 entstand mit dem BNM Age of Content, das die Beziehung zwischen Körpern und Emotionen angesichts der Fülle an Inhalten hinterfragt, die unsere zeitgenössische Welt prägt. 2024 choreografierten sie I Want Absolute Beauty, eine neue Inszenierung von Ivo Van Hove mit Sandra Hüller, basierend auf dem Repertoire von PJ Harvey.