Big in Japan

Big in Japan

Ende 2024 reiste Richard Siegal nach Japan, um in Yokohama eine Performance mit über 70 Mitwirkenden zu entwickeln, die nun ihre Weltpremiere als Videoinstallation beim International DANCE Festival München feiert.

Text: Evan Supple
Bilder: Ballet of Difference

art.Life wird präsentiert vom International DANCE Festival München in Kooperation mit dem Lenbachhaus and Muffatwerk München.

Eine Produktion von Muffatwerk München in Koproduction mit Richard Siegal I Ballet of Difference und Synaesthetica. Mit freundlicher Unterstützung von Yokohama International Performing Arts Meeting, Nippon Sport Science University und Goethe-Institut Tokyo.

 

RICHARD SIEGAL
Choreograf Richard Siegal verbindet Licht, Schatten, Klang und Bewegung in bahnbrechendem Ballett. Ausgezeichnet mit dem Bessie Award, dem S.A.C.D. Preis und dem Münchner Tanzpreis, hat er mit führenden Institutionen weltweit zusammengearbeitet. 2016 gründete er Richard Siegal / Ballet of Difference, um Diversität und gesellschaftliche Grenzen zu erforschen. Ab 2025 wird er die Ballettdirektion am Staatstheater Nürnberg übernehmen.

Die Ruhe vor dem Sturm. Auf dem Bild zu sehen ist eine der beiden Sporthallen der Nittaidai (Nippon Sports Science University), in der Collective Action/art.LIFE entstanden ist.

Es ist Teil der Tradition des Shuudan Koudou, dass der*die Anführer*in zu Beginn jedes Trainings die Gruppe mit motivierenden Worten und einem Aktionsplan anspricht, während alle Athlet*innen strammstehen. Hier zu sehen ist Richard Siegal mit unserer Übersetzerin Keiko Kodaka, wie sie genau dies tun.

Das Zusammenkommen findet nicht nur zu Beginn und am Ende des Trainings statt – die Gruppe versammelt sich oft auch mehrmals während des Trainings, um Omi-San oder Richard zuzuhören und sich als Kollektiv neu zu fokussieren.

Der Probenprozess bestand aus drei wöchentlichen Sitzungen mit der gesamten Gruppe, in denen traditionelles Shuudan Koudou (meist unter der Leitung von Omi-San und seinen Assistant*innen) geübt wurde. Zusätzlich gab es drei weitere wöchentliche Sitzungen in kleineren Gruppen, in denen Richard mit den Tänzer*innen an Choreografien arbeitete, die von Shuudan Koudou inspiriert waren, aber über dessen übliche „Regeln“ hinausgingen. Auf dem Bild ist eine kleine Gruppe bei der Entwicklung der „Line Up Game“-Sektion zu sehen.

Die zeitgenössischen Tanzabschnitte wurden in separaten, kleinen Proben bei Architanz in Tokio choreografiert – mit den Ballet of Difference-Tänzer*innen Ian Sanford und Karin Honda, Regisseur und Choreograf Richard Siegal sowie Dramaturg Evan Supple.

Die Ruhe vor dem nächsten Sturm: Technischer Aufbau im KAAT vor der Ankunft der Künstler*innen.

Der erste Tag im KAAT – dem wunderschönen Theater in Yokohama, in dem Collective Action im Rahmen des Yokohama Performing Arts Meeting uraufgeführt und art.LIFE gedreht wurde.

Zwischen den Lichtsignalen mussten sich die Athlet*innen irgendwie selbst beschäftigen!

Die Ballet of Difference-Künstler Ian Sanford und Karin Honda wurden von allen Nittaidai-Athlet*innen so willkommen geheißen, dass sie sich fühlten, als wären sie immer schon Teil der Gruppe gewesen.

Aus der Perspektive der Technikbox, mit den Licht-/Videodesigner*innen Matthias Singer sowie Lukas und Teresa Nikols.

Letzte Anpassungen für das Spacing und Licht kurz vor der Generalprobe.

Ian Sanford und Omi-San, die in hypermodernen Video-Projektionen baden.

Kurz vor der letzten Durchlaufprobe spricht Omi-San einige Anmerkungen und ermutigende Worte für den gesamten Cast.

Auch wenn es wie eine militärische Disziplin erscheinen mag, ist Shuudan Koudou voller Kameradschaft, gegenseitiger Unterstützung und Freude. Hier ist die gesamte Crew bei ihrem Ritual vor der Aufführung, direkt vor der Premiere.

Nach über einem Jahr intensiver Planung über geografische, sprachliche, kulturelle, administrative, institutionelle und disziplinäre Grenzen hinweg feiern Richard Siegal und Omi-San die erfolgreiche Premiere dieser historischen interdisziplinären Zusammenarbeit.

Kameramann Daniel Stupar testet die „Headcam“ im Voraus für den Dreh des art.LIFE-Films.

...und nun wird die „Headcam“ an den Athlet*innen selbst installiert.

Zusätzlich zur „Headcam“ gab es auch eine „Chestcam“, die perspektivische Aufnahmen direkt aus dem Geschehen ermöglichte – eine Perspektive, die Beobachtern einer traditionellen Shuudan Koudou-Aufführung nie zugänglich war.

Shudan Kodo funktioniert immer so, dass ein*e „Dirigent*in“ außerhalb der Gruppe steht (meistens vorne im Raum) und der Gruppe Befehle erteilt (obwohl diese eher wie Erinnerungen wirken, da die Choreografie monatelang intensiv geprobt wird), wie „rechts abdrehen“, „alle umdrehen“, „Achtung!“ und „entspannen!“. Hier wird der Dirigent bei den Dreharbeiten zur art.LIFE-Installation gefilmt.

Es ist nicht nur üblich, zu Beginn eines Trainings alle formell anzusprechen und sich vor einer Aufführung zusammenzuschließen, sondern es ist auch entscheidend, das Ende zu formal zu begehen. Hier ist die Besetzung am Ende der art.LIFE-Dreharbeiten zu sehen, wie sie sich den Film der Collective Action-Premiere vom Vorabend ansieht und die Früchte ihrer Arbeit bewundert.

 

Von Evan Supple

Übersetzt aus dem Englischen

Credits:

A production of Muffatwerk Munich in co-production with Richard Siegal | Ballet of Difference and Synaesthetica.

With the kind support of the Yokohama International Performing Arts Meeting and the Nippon Sport Science University.