Davi Pontes & Wallace Ferreira
Repertório N.3

Zwei junge Tänzer stehen völlig nackt auf der Bühne. In energetisch-rhythmischen Patterns, die sich ständig anreichern und abwandeln, stampfen sie auf den Boden. Die körperliche Intensität schwingt durch den Raum. Schweiß spritzt auf, schwere Atembewegungen sind zu hören, bis sich die beiden Tänzer plötzlich ganz ruhig in laszive Posen begeben und das ringsum positionierte Publikum selbstbestimmt, ja beinahe provokativ auffordern, ihre nackten Körper zu fixieren.
In seiner Repertório-Trilogie erforscht das spannende brasilianische Duo Davi Pontes und Wallace Ferreira Tanz als Mittel des Widerstands gegen die strukturelle und politische Gewalt gegen Schwarze und queere Personen in den Vorstädten von Rio de Janeiro. In drei minimalistischen, kritisch-reflektiven Arbeiten verstehen sie Tanz als Selbstverteidigungspraxis, um sich von gesellschaftlicher Einordnung und Stigmatisierung zu befreien. Pontes und Ferreira stampfen, um zu überleben; sie stampfen, um die sozialen Stigmata zurückzuweisen, die ihren Körpern auferlegt werden.
Der in Rio de Janeiro geborene Davi Pontes arbeitet zwischen Bildender Kunst, Choreografie und Forschung. In seiner Praxis widmet er sich der Analyse von und Kritik an systemischen und globalen Gewaltstrukturen. Wallace Ferreira – ebenfalls aus Rio de Janeiro – entwickelt als Bildender Künstler und Performer Strategien und choreografische Aktionen, um sich von Repräsentationsstrukturen zu befreien. 2021 führten Pontes und Ferreira gemeinsam Regie bei dem Film Delirar o Racial. Mit der Repertório-Trilogie gelang ihnen als Duo der internationale Durchbruch. 2022 wurde Repertório N.2 bei Impulstanz in Wien mit dem Young Choreographers‘ Award ausgezeichnet.
Das International DANCE Festival München zeigt Teil 2 der Trilogie zweimal in der Muffathalle und Teil 3 an den darauffolgenden beiden Tagen im schwere reiter.
Leichte Sprache
Davi Pontes und Wallace Ferreira
Repertório (Werk) Nummer 2 und 3
Zwei Tänzer stehen auf der Bühne.
Sie sind nackt.
Sie stampfen mit den Füßen im Rhythmus auf den Boden.
Immer wieder.
Die Bewegungen verändern sich.
Das Publikum spürt die Energie.
Man hört den Atem.
Schweiß-Tropfen fliegen durch die Luft.
Dann werden die Tänzer ruhiger.
Sie schauen ins Publikum.
Sie fordern die Zuschauer auf,
ihre Körper genau anzusehen.
Die Tänzer heißen Davi Pontes und Wallace Ferreira.
Sie kommen aus der Stadt Rio de Janeiro in Brasilien.
Ihr Tanz hat eine wichtige Botschaft:
Viele Schwarze und queere Menschen erleben Gewalt in Rio.
Queer ist Englisch und wird so ausgesprochen: kwier.
Darum geht es bei dem Wort:
Viele Menschen sind queer, zum Beispiel Lesben und Schwule.
Auch transsexuelle Menschen gehören dazu.
Sie haben ein anderes Geschlecht, als bei der Geburt gesagt wurde.
Der Tanz ist eine Selbstverteidigung gegen diese Gewalt.
Mit dem Stampfen kämpfen die Tänzer gegen Vorurteile.
Sie zeigen: Wir lassen uns nicht unterdrücken.
Davi Pontes arbeitet mit Tanz, Kunst und Forschung.
Er untersucht, wie Gewalt in der Gesellschaft entsteht.
Wallace Ferreira macht Kunst und Tanz, um sich von Regeln zu befreien.
Ort:
schwere reiter
Dachauer Straße 114a
80797 München
Dauer: 40 min

© Fe Avilla

© Fe Avilla

© Fe Avilla
Team
Konzept und Performance: Davi Pontes, Wallace Ferreira
Management und Distribution: Something Great
Credits
Koproduziert von 35. São Paulo Biennale - Choreographien des Unmöglichen, Arsenic - Centre d'art scénique contemporain.
Residencies: Festival ImPulsTanz - Internationales Tanzfestival Wien, Arsenic - Centre d'art scénique contemporain, Lausanne, tanzhaus nrw, Kondenz Festival, La Becque.