

Ballet National de Marseille X (LA)HORDE
The Master’s Tools

Die performative Ausstellung von (LA)HORDE nimmt ihren Titel und ihre Inspiration aus Audre Lordes Essay The Master‘s Tools Will Never Dismantle the Master‘s House (1983). Durch eine Konstellation aus Performances und filmischen Arbeiten präsentiert sich die Ausstellung als choreografische Ode an die fortwährenden Zyklen des Widerstands, während sie zugleich Symbole der Macht und Kontrolle hinterfragt.
Im Zentrum von The Master’s Tools steht ein Fresko aus Performances, das mit The Beast beginnt – einer zerstörten Limousine als Sinnbild für Reichtum, Macht und Ausschluss. Auf diesem luxuriösen Objekt, das mit den ersten Worten der amerikanischen Verfassung „WE THE PEOPLE“ besprüht ist, treten Performer*innen in einen provokativen Kissing-Contest. Um sie herum spielt sich eine Choreografie als endloser Zyklus ab: dieselben Performer*innen sprühen obsessiv den Slogan „Tomorrow is Cancelled“ auf den Boden, nur um ihn kurz darauf wieder zu entfernen.
Neben The Beast und Tomorrow is Cancelled wird in diesem Rahmen auch eine performative Version von (LA)HORDEs Choreografie To Da Bone (2017) gezeigt, einer Ausdrucksform jugendlicher Revolte durch Hardstyle-Tänze. Die Arbeit reflektiert die Rolle digitaler Kulturen Bewegungen der Aufbegehrens.
Der Film The Master’s Tools (2017), der in der Muffathalle gezeigt wird, reflektiert die Performances und setzt (LA)HORDEs Forschungsbewegung entlang der Grenzen zwischen Performance und Repräsentation fort. Der Film wurde während der gleichnamigen Performance auf der Nuit Blanche in Paris 2017 gedreht und kombiniert iPhone-Aufnahmen mit cineastischen Bildern derselben Limousine und Performer*innen.
In separaten Räumen ergänzen die Filme Novaciéries (2015) und Cultes (2019) die performative Installation in der Muffathalle. In Novaciéries inszeniert (LA)HORDE eine kontemplative Neuinterpretation des Jumpstyle in einem verlassenen Stahlwerk, indem sie filmische Aufnahmen mit selbstgedrehten Videos der Performer*innen vermischt – einige von ihnen treten auch live in der Muffathalle auf.
Cultes nimmt das Publikum mit in eine Menschenmenge auf einem Musikfestival und hinterfragt, wie die utopischen Ideale von Gegenkulturen durch den Kapitalismus vereinnahmt werden – so wurden beispielsweise die Rechte an Woodstock nur wenige Tage vor Beginn an Warner Bros verkauft. Während heutige Musikfestivals die Ästhetik dieser Ideale übernehmen, folgen sie zugleich den Gesetzen des Konsums. Dennoch erschaffen sie weiterhin Momente der Erhabenheit und kollektiven Ekstase.
Durch das Zusammenspiel von Film und Performance schafft die performative Ausstellung einen tiefen Einblick in das Universum und die komplexen Werke von (LA)HORDE. Sie stellt die Frage, ob echte Transformation innerhalb von Systemen möglich ist, die darauf ausgelegt sind, sie zu verhindern.
Leichte Sprache
Eine Tanz-Gruppe aus Frankreich heißt (La)Horde (die Horde oder Gruppe).
Die Gruppe führt das Stück „The Master’s Tools“ (Meister-Werkzeuge) auf.
Es ist die Eröffnung vom Festival.
Die Gruppe hat das Stück für München neu gemacht.
Tanzen kann ein Protest sein.
So zeigen Menschen ihre Meinung.
Heute verabreden sie sich häufig über das Internet zum Protest.
Das Tanz-Stück läuft im Kultur-Ort „Muffatwerk“.
Die Besucher*innen bewegen sich frei zwischen den Räumen.
Sie können so lange bleiben, wie sie wollen.
Nach einer Stunde beginnt das Stück wieder von vorn.
Die Tänzer*innen zeigen besondere Tanz-Stile.
Sie springen viel, das ist sehr anstrengend.
Außerdem tragen sie sportliche Kleidung.
Das erinnert ans Tanzen in Clubs.
Vor rund 30 Jahren sind viele solcher Tänze entstanden.
Früher haben Tänzer*innen ihre Videos ins Internet gestellt,
zum Beispiel in Belgien und in den Niederlanden.
Heute zeigt (La)Horde diese Tänze neu.
Die Gruppe tanzt in vielen verschiedenen Ländern.
2022 hat sie für die Sängerin Madonna eine Tanz-Show gemacht.
Barrierefreiheit
Für Menschen im Rollstuhl: Der Haupteingang ist über eine fest installierte Rampe zu erreichen. Es ist ein stufenloser Spielort mit einer Behindertentoilette. Mehr Informationen unter Kultur barrierefrei München.
Rollstuhlplätze sind buchbar über festivalbuero@spielmotor.de und +49 89 2805607.
Ort:
Muffatwerk
Zellstraße 4
81667 München
Dauer: 60 min

© Tom de Peyret

© Tom de Peyret

© José Caldeira

© Tom de Peyret

© Laurent Philippe
Team
Konzept und Regie: (LA)HORDE - Marine Brutti, Jonathan Debrouwer, Arthur Harel
Ton-Komposition: Aamourocean
Lichtdesign: Patrick Riou
Stage Management und Beleuchtungsassistenz: Claire Dereeper
Kostüme: Lily Sato
Externes Auge: Jean-Christophe Lanquetin
Probenleiter und Tontechniker: Céline Signoret
Tänzer*innen: Magali Casters (Belgien), Mathieu Douay alias Magii'x (Frankreich), Camille Dubé-Bouchard alias Dubz (Quebec), László Holoda alias Leslee (Ungarn), Pawel Nowicki alias Pafcio (Polen), Kevin Martinelli alias MrCovin (Frankreich), Bartłomiej Paruszewski alias Bartox (Polen), Edgar Scassa alias Edx (Frankreich), Andrii Shkapoid alias Shkap (Ukraine), Michal Adam Zybura alias Zyto (Polen), Maxence Four alias Skylerz (Frankreich), Quentin Gars alias Snak'e (Frankreich)
Produktion: (LA)HORDE
Premiere: 31. Mai 2017 auf dem TransAmériques Festival in Montreal
Aufnahme in das Repertoire des BNM: 29. Januar 2020
Credits
Koporoduktion: Charleroi danse, Théâtre de la Ville de Paris, MAC - Maison des Arts de Créteil, le Manège - scène nationale de Reims, Teatro Municipal do Porto, POLE-SUD - CDC Strasbourg, La Gaîté Lyrique, BNP Paribas Foundation, DICRéAM - Support for Multimedia and Digital Artistic Creation, Spedidam, Institut français - Convention with the City of Paris.
Support: City of Paris, SACD - Society of Authors and Dramatic Composers, Cité internationale des Arts, Liberté Living-Lab, CCN2 - National Choreographic Centre of Grenoble, DGCA - Directorate General for Artistic Creation.
Das Kollektiv (LA)HORDE war zu Gast bei Charleroi danse, MAC - Maison des Arts de Créteil, Teatro Municipal do Porto, le Manège - scène nationale de Reims und CCN2 - National Choreographic Centre of Grenoble.
