DANCE 1989

Die Geschichte des DANCE-Festivals: Zur Ausgabe Nr. 2

 

Logo Dance 1989„War DANCE 87 so eine Art Versuchsballon, so gibt es in DANCE 89 ein ganz bestimmtes inhaltliches Anliegen …“, hieß es in einer Sonderbeilage der Zeitschrift „München Mosaik“.

Das zweite internationale Tanzfestival München wurde von Bettina Wagner-Bergelt gemeinsam mit Hortensia Völckers ausgerichtet, die ihr Interesse an interdisziplinären Kunstformen mit ins Spiel brachte. Die sehr unterschiedlichen Festivalschwerpunkte wurden zu Themenblöcken zusammengefasst und widmeten sich auch Vergangenem. „War DANCE 87 so eine Art Versuchsballon, so gibt es in DANCE 89 ein ganz bestimmtes inhaltliches Anliegen …“, hieß es in einer Sonderbeilage der Zeitschrift „München Mosaik“.

Mit Rekonstruktionen von Werken des Bauhauses der 1920er Jahre wurde das Festival am 8. Februar im Gasteig eröffnet. Den Anfang machte das Theater der Klänge aus Düsseldorf mit „Das Mechanische Ballett“ von Kurt Schmidt, nach wie vor ein Erfolgsstück im Repertoire, und „Die mechanische Exzentrik“ von László Moholy-Nagy, beide aus dem Jahr 1923.

Ein mehrteiliger Abend im Staatstheater am Gärtnerplatz verband die beiden Meisterwerke der Tanzmoderne „Der grüne Tisch“ (1932) von Kurt Jooss und José Limons „The Moor’s Pavane“ (1949) mit den Choreographien „Royal Winter Music“ und „Antiche Danze“ des damaligen Ballettdirektors Günther Pick. Er stammt aus der Talentschmiede der Folkwangschule in Essen und war Tänzer in Jooss’ „Der grüne Tisch“.


Von Gerhard Bohner rekonstruierte Bauhaustänze gab es in seinem Soloprogramm „Bohner tanzt Schlemmer“ im Carl-Orff-Saal zu sehen, u. a. den zur Gruppe der „Material-Tänze“ zählenden „Stäbetanz“ von 1928. Selten gab es in geballter Form so viele Inszenierungen von frühen wegweisenden Bühnenkonzepten zu sehen.

Der Kunstverein München bot die ideale Plattform für eine Reihe von Soloauftritten amerikanischer ChoreographInnen mit dem Titel „Judson Church und die Folgen, New York 60er Jahre/80er Jahre“. Die Live-Performances, alles deutsche Erstaufführungen, wurden mit Bill T. Jones „In memoriam Arnie Zane“ eröffnet. Sein Tanzpartner war vor einem Jahr an den Folgen von AIDS gestorben. Weiterhin gab es die Soloarbeiten von Ann Carlson, Sarah Skaggs, Susan Foster und Steven Petronio (im Gasteig auch mit seiner Kompanie). Ein exquisites Filmprogramm mit den ehemaligen Mitgliedern der Judson Church Group, das meiste davon aus den 1970er Jahren, war den Aufführungen vorangestellt.

Mit Anne Teresa De Keersmaeker („Ottone, Ottone“) und Krisztina de Chatel („Strings“) kamen zwei Choreographinnen mit ihren Kompanien in den Carl-Orff-Saal, die sich vom Minimal Dance inspirieren ließen.

Das Festival endete mit einer Hommage an den niederländischen Choreographen Hans van Manen im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Begegnung mit den Niederlanden“, konzipiert von Cornelia Albrecht (damals Cornelia Weiblen). Eine Auswahl seiner Werke wurde vom Scapino Ballett, dem Stuttgarter Ballett und dem von ihm mitbegründeten Nederlands Dans Theater getanzt und begeisterte das Publikum. Das NDT war in der Bayerischen Staatsoper mit einem Exklusivgastspiel zum 30. Geburtstag der Kompanie mit Balletten von Nacho Duato, Jiri Kylian und van Manens „Black Cake“ zu sehen. „Das NDT ist heuer dreißig Jahre alt, und Hans van Manen buk den von Jirí Kylián bestellten Kuchen … („Köstliche Geburtstagstorte mit Cocktail“, Eva-Elisabeth Fischer, „Süddeutsche Zeitung“, 27.4.1989). Weiterhin wurde er mit dem zweiteiligen Film- und Videoprogramm „ON SHOW: Hans van Manen“ und einer Fotoausstellung zusammen mit Gert Weigelt geehrt.

Es erschien ein umfangreiches Programmheft mit Textbeiträgen u. a. von Sally Banes. In der Broschüre wurde auch auf die Tanztage München, das Schaufenster der freien Tanzszene, hingewiesen, die vom 14. bis 20.2. im Gasteig stattfanden.

DANCE 89, 2. Internationales Tanzfestival München
Veranstalter: Kulturreferat der LH München (Fachbereich Musik, Theater, Tanz, Leitung: Brigitte Kohl / Kulturreferent: Siegfried Hummel)
in Kooperation mit Siemens Kulturprogramm, Staatstheater am Gärtnerplatz, Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum, der Münchner VHS, dem Kunstverein München, Bayerische Staatsoper, Niederländische Botschaft, Niederländisches Theaterinstitut Amsterdam
Künstlerische Leitung und Organisation: Bettina Wagner-Bergelt und Hortensia Völckers
Spielorte: Gasteig, Siemens-Casino Haus Passau, Staatstheater am Gärtnerplatz, Kunstverein München, Bayerische Staatsoper
Zeitraum: 8. Februar bis 29. April 1989

Begleitprogramm: „Gert Weigelt trifft Hans van Manen“, Fotoausstellung im Foyer des Carl-Orff-Saals im Gasteig; „Postmodern Dance im Film“, Tanzfilmreihe im Kunstverein München; Siemens-Casino Haus Passau, Tanzwerkstatt I und II

Von Brygida Ochaim

 

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