Die Geschichte des DANCE-Festivals: Zur Ausgabe Nr. 1
Die erste Ausgabe der Tanzbiennale fand 1987 noch in der Ära des Kulturreferenten Jürgen Kolbe statt. Sie erstreckte sich über einen Zeitraum vom 23. März bis 21. Mai. Bettina Wagner-Bergelt wurde künstlerische Leiterin des Festivals.
Der Ruf nach einem Tanzfestival für München wurde immer lauter, nachdem Initiativen wie z. B. das New Dance Festival im Marstall-Theater (1982–1988), das Französische Tanzfestival im Gasteig (1985) oder vereinzelte Gastspiele nationaler und internationaler Kompanien in der Alabamahalle sowie beim Theaterfestival deutlich machten, dass es ein stets wachsendes Interesse an zeitgenössischem Tanz gab. 1985 kam Bettina Wagner-Bergelt vom Frankfurter TAT nach München und wurde stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Musik, Theater, Tanz von Brigitte von Welser (damals Brigitte Kohl) im Kulturreferat. Gemeinsam riefen beide das DANCE Festival in Leben.
Die erste Ausgabe der Tanzbiennale fand 1987 noch in der Ära des Kulturreferenten Jürgen Kolbe statt. Sie erstreckte sich über einen Zeitraum vom 23. März bis 21. Mai. Bettina Wagner-Bergelt wurde künstlerische Leiterin des Festivals. Sie entwarf ein Programm mit international bekannten Größen der aktuellen Tanzszene. Parallel dazu lief im Rahmen von DANCE im Marstall Theater die Reihe „New Dance ’87“, die gleichfalls von Bettina Wagner-Bergelt konzipiert und organisiert wurde. In der Zeitschrift „Tanz aktuell“ hieß es anlässlich der Etablierung des Festivals: „Es sieht ganz so aus, als würde München zum neuen Zentrum des modernen Tanzes in Deutschland avancieren …“. (April 1987) Seit seiner Gründung zählt DANCE nunmehr mit zu den ältesten Festivals für zeitgenössischen Tanz in Deutschland.
Eingeladen waren fünf Kompanien und drei Solotanzproduktionen. Das Festival stand noch unter keinem Motto. Den Auftakt machte das Nikolais Dance Theatre, das zuletzt 1969 mit seinem ersten Münchner Gastspiel im Nationaltheater bei den Ballettwochen zu sehen war und nun einen Quer-schnitt durch sein Schaffen im 1985 eröffneten Kulturzentrum Gasteig am Isarhochufer präsentierte. Alwin Nikolais, Meister des Mixed Media definiert Tanz als eine Kunst von „Motion“, nicht „Emotion“ wie er in einem Gespräch mit der Tanzkritikerin Eva-Elisabeth Fischer gegenüber äußerte („Das Individuum in Bewegung“, Süddeutsche Zeitung, 20.3.1987). Vertiefen konnte man sich in sein frühes Werk in der Reihe »Tanz – Film – Avantgarde«, die als kollaterales Event im gleichen Zeitraum im Filmmuseum lief. Zu sehen gab es dort u. a. „Totem“ (1963) von Ed Emshwiller.
Jean-Claude Gallotta, ein wichtiger Repräsentant französischen Tanztheaters, zeigte anschließend mit seiner Groupe Émile Dubois (1979 in Grenoble gegründet) „Daphnis e Chloé“.
Unvergesslich das Gastspiel des Ballett Frankfurt von William Forsythe, der drei Jahre zuvor die Kompanie in der Mainmetropole übernommen hatte und es international bekannt machte. Als er 1982 mit dem Pas de deux „Folia“ beim Festival „Aus Leidenschaft!“ in der Alabama-Halle sein München-Debut gab, arbeitete er noch als freischaffender Choreograph.
Die holländische Tänzerin Pauline Daniels war in Choreographien von Mark Tompkins, Viola Farber, Marc Vanrunxt u. a. zu sehen mit Filmen in der Pause. Vivienne Newport, einst Tänzerin bei Pina Bausch, kam mit ihrem Solo „Elbestrasse 17“. Susanne Linke eröffnete ihren Tanzabend „Schritte verfolgen“ im opulenten Barockgewand, mit einer Hand eine Sense balancierend in blaues Licht von VA Wölfl getaucht. Die Presse jubilierte bei der Nederlands Dans Theater Junior Group. Den Abschluss des Festivals bildete das von Moses Pendleton 1971 nach einem phototrophen Pilz benannte US-amerikanische Pilobolus Dance Theater und seinem als »energy circus« bezeichneten Tanzstil.
DANCE '87 Gründung des biennalen Tanzfestivals
Veranstalter: Kulturreferat der LH München (Fachbereich Musik, Theater, Tanz, Leitung: Brigitte Kohl / Kulturreferent: Jürgen Kolbe)
Künstlerische Leitung und Organisation: Bettina Wagner-Bergelt
Aufführungsort: Gasteig (Carl-Orff-Saal)
Zeitraum: 24. März bis 21. Mai
Begleitprogramm: „Tanz hat viele Gesichter“, Hans van Manen, Fotoausstellung im Foyer des Carl Orff-Saals; „Tanz, Film, Avantgarde“, Tanzfilmreihe im Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum, Konzept: Enno Patalas, Brygida Ochaim
Von Brygida Ochaim
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